Was ist trofim denissowitsch lyssenko?

Trofim Denissowitsch Lyssenko war ein sowjetischer Agronom und Biologe, der in den 1930er bis 1950er Jahren eine führende Rolle in der sowjetischen Wissenschaftspolitik spielte. Er wurde am 17. September 1898 in Karatschew, Russland, geboren und starb am 20. November 1976 in Kiew, Ukraine.

Lyssenko war ein Befürworter der Theorien des Lamarckismus, einer ideologisch motivierten Idee, dass erworbene Eigenschaften von Organismen an die nächste Generation weitergegeben werden können. Dies stand im Gegensatz zur etablierten Theorie des Darwinismus, die besagt, dass Veränderungen in den Organismen durch natürliche Selektion stattfinden.

Lyssenko erlangte in der Sowjetunion unter der Führung von Josef Stalin große politische Macht und benutzte diese, um seine Theorien durchzusetzen. In der Landwirtschaft propagierte er die Idee, dass Pflanzen und Tiere durch gezieltes Training und Verbesserung wichtige Merkmale entwickeln könnten, wie etwa erhöhte Erträge oder erhöhte Winterhärte. Diese Ideen fanden großen Anklang in der sowjetischen Führung, da sie glaubten, dass Lyssenkos Ansätze dazu beitragen könnten, die landwirtschaftliche Produktion zu steigern und den Hunger in der Sowjetunion zu bekämpfen.

Lyssenkos Theorien wurden jedoch von vielen Wissenschaftlern und Biologen sowohl in der Sowjetunion als auch im Ausland heftig kritisiert. Seine Experimente wurden oft mangelhaft durchgeführt und seine Ergebnisse nicht reproduzierbar. Kritiker warfen ihm vor, wissenschaftliche Methoden zu missachten und Ideologie über wissenschaftliche Evidenz zu stellen.

Nach Stalins Tod im Jahr 1953 verlor Lyssenko seine politische Unterstützung und wurde zunehmend marginalisiert. Seine Ideen wurden schließlich als wissenschaftlich unhaltbar diskreditiert, und er wurde aus der Wissenschaftsgemeinschaft ausgeschlossen. Dennoch blieb sein Einfluss auf die sowjetische Landwirtschaftspolitik noch lange Zeit bestehen.

Lyssenko steht als Beispiel für den Missbrauch der Wissenschaft für politische Zwecke und als abschreckendes Beispiel für die Gefahren ideologisch motivierter Pseudowissenschaft. Seine kontroverse Karriere hat bis heute Auswirkungen auf die Wissenschaftspolitik in Russland und anderswo.